Palettierroboter seit 25 Jahren: ein Interview mit Dr. Thomas Graefenstein
Die Firma roTeg aus Dortmund ist Spezialist für jegliche Form von Palettieraufgaben. Mit dem Robotersystem PARO hat sie einen flexiblen und perfekt angepassten Palettierroboter auf den Markt gebracht. Auch Packstück- und Palettenfördertechnik, Greifsysteme und Sondermaschinen stehen auf dem Portfolio des Dortmunder Unternehmens. Gründer und Geschäftsführer Dr. Thomas Graefenstein steckt mit roTeg mitten in einer Erfolgsgeschichte und erzählt von den Anfängen, den Herausforderungen und den Zukunftsplänen seiner Firma.
Herr Dr. Graefenstein, mit welchen drei Worten würden Sie Ihr Unternehmen roTeg beschreiben?
Innovation, Zuverlässigkeit und Qualität.
Gegründet wurde die Firma ja bereits 1993. Wie fing es da an mit roTeg?
roTeg ist als Ingenieursbüro in Dortmund gestartet. 1996 haben wir unseren ersten PARO konstruiert und gebaut, ein Jahr später dann die zweite Anlage. So konnten wir den Roboter unter Realbedingungen testen und immer weiter optimieren. Im Jahr 2000 startete der Vertrieb der zweiten Anlagengeneration im Raum NRW und nur zwei Jahre später haben wir den Verkauf schon deutschlandweit ausgeweitet. Im Laufe der Jahre haben sich unser Produkt und auch unser Service bewehrt und wurden immer beliebter. Mittlerweile haben wir über 300 Roboteranlagen verkauft.
Also würden Sie sagen, sie sind Spezialisten auf dem Gebiet des Palettierens. Was ist das Besondere an Ihrem PARO?
Das Besondere an unserem PARO ist seine Effizienz, und die liegt begründet in seiner Einfachheit und Flexibilität. Viele klassische Industrieroboter haben sechs Achsen. Unser Roboter hat vier. Diese vier Achsen spannen einen optimal ausnutzbaren Greifraum auf. Somit ist die Kinematik einfach ideal für Palettieraufgaben. Die Führungen sind aus Edelstahl, das Gehäuse ist pulverbeschichtet, für eine lange Lebensdauer konzipiert und für härteste Umgebungseinflüsse geeignet. Er kann beispielsweise auch in Nass- und Reinräumen eingesetzt werden. Für die Hauptachsen des Gerätes kommen robuste, kunststoffbeschichtete Laufrollen zum Einsatz, die auf gerundeten Edelstahlprofilen laufen. Sie sind genau wie alle anderen kinematischen Antriebskomponenten besonders wartungsarm. Durch seine modulare Bauweise ist der PARO außerdem flexibel an Kundenwünsche anpassbar. Man kann den Greifraum erweitern, indem man einfach die Vertikal- oder die Bodenachse durch eine längere austauscht.
Nun konstruieren und bauen Ihre Mitarbeiter ja mehr als nur diesen einen Roboter. Wenn man als Kunde so eine Roboteranlage bei Ihnen kaufen möchte, was gehört dann zu dem Gesamtpaket dazu?
Das kommt ganz auf die individuellen Anforderungen des Kunden an. Wir können beispielsweise neben dem Roboter auch noch individuell gestaltete Packstückfördertechnik mitliefern, oder Förderelemente für Paletten. Wird zum Beispiel einen Zwischenlagentisch gebraucht? Palettenmagazine? Auch die Anzahl der Palettierplätze ist flexibel: Reicht Ihnen einer oder brauchen Sie doch gleich zwölf? Wie sieht es mit Etikettierern aus? Auch die Sicherung der Anlage ist unsere Aufgabe, dafür liefern wir meist einen Metallzaun mit Lichtgitter mit. Auf jeden Fall gehört immer ein passender Greifer zum Roboter, und natürlich die richtige Steuerungshard- und -software.
Und wie steuert man den Roboter? Ist das nicht kompliziert?
Nein, überhaupt nicht. Wir haben extra dafür die Software roTeg-Control entwickelt. Die liefern wir zusammen mit einem Industrie-PC mit Touchscreen. Darüber können die Mitarbeiter des Kunden den Roboter dann ganz simpel und intuitiv steuern und per Fingerdruck neue Packschemen generieren oder die vorhandenen anpassen. Eine Sprachauswahl ist auch standardmäßig enthalten. Mit dieser Software werden langwierige Schulungen überflüssig. Ein Beispiel: Wenn Sie ein neues Packschema erstellen wollen, können sie einfach die Maße der Packstücke eingeben. Die Software schlägt Ihnen dann ein automatisch generiertes Schema vor, das Sie bearbeiten können, oder Sie basteln sich selbst eines zusammen. Dafür müssen sie nur per Fingerdruck Packstücke hinzufügen, die sie dann verschieben, platzieren, drehen oder wieder entfernen können. Sie können so eine Lage entwerfen, die sie kopieren können, um eine gesamte Ladeeinheit festzulegen. Wenn Sie die Lage außerdem spiegeln oder drehen, können Sie auch ganz einfach Verbundstapelungen erstellen.
Was für Produkte kann Ihr Palettierroboter denn handeln?
Fast alles. Unsere Roboter palettieren zum Beispiel Kartons mit Whisky- oder Sektflaschen, verschiedene Säcke, Mayonnaise und Ketchup in Eimern, Stapel mit Ordnerdecken, unterschiedliche Kanister und vieles mehr.
Die Produkte, die sie aufgezählt haben, sind sehr unterschiedlich. Wie schafft es denn ein und dasselbe Robotersystem, all diese Dinge sicher zu packen und auf Paletten zu stapeln?
Das Geheimnis ist der passende Greifer. Alle unsere Roboter sind mit einem genormten DIN ISO 9409 Flansch ausgestattet. Daran kann jedes unserer Greifsysteme montiert werden; auch nachträglich noch, wenn sich später mal die Art der Packstücke ändert. Grundsätzlich gehört die Konstruktion eines optimalen Greifers mit zu unseren Aufgaben, wenn der Kunde eine Anlage bestellt. Dann prüfen wir, ob eines unserer bereits bewehrten Systeme hier angewendet werden kann, zum Beispiel ein Greifer mit Vakuumsaugern oder ein Zangengreifer für Säcke. Wenn nötig, können wir das System an die Produkte des Kunden anpassen und optimieren, wenn die Packstücke beispielsweise eine spezielle Form haben oder besonders empfindlich sind.
Und wie gefragt sind Ihre PARO Palettieranlagen?
Der riesige Markt, auf dem wir uns bewegen, ist zunächst einmal eine gute Voraussetzung. Denn grundsätzlich hat erst einmal jeder, der Paletten in seiner Produktion verwendet, Bedarf für unsere Produkte. Wir verzeichnen deshalb ein stetiges Wachstum, und vor allem in den letzten Jahren besonders starken Zuwachs. Dieses Wachstum zeigt sich mittlerweile auch in der Auslandsnachfrage. PARO Palettieranlagen sind also sehr gefragt. Durch die Erweiterung des Sortiments mit Fördertechnikkomponenten sind wir vor allem auch als Komplettanlagenlieferant für viele Unternehmen mit großen Projekten interessant.
Sie haben bereits zweimal den Standort gewechselt, um wachsen zu können. Da es momentan um Ihre Auftragslage gut bestellt ist, steht eine weitere Expansion an. Was erwartet Sie und Ihre Kunden da in Zukunft?
Uns selbst erwartet zunächst einmal eine erneut verbesserte interne Logistik. Dadurch sind wiederum optimierte Serienfertigungen möglich, was zur Folge hat, dass sich die Laufzeit verkürzt. Das kommt dann natürlich den Kunden entgegen. Außerdem schaffen wir so Raum für den Aufbau noch größerer Anlagen, die zum Funktionstest bei der Werksabnahme betriebsbereit montiert sein müssen. Dadurch können wir in Zukunft an noch größeren Projekten mitwirken. Außerdem wollen wir die Abteilung Fertigung und Entwicklung sowie die IT-Abteilung ausbauen.
Warum sollte man als Unternehmen eine roTeg-Palettieranlage kaufen?
Weil sie dem Unternehmen eine optimale Automation garantiert, die Mitarbeiter entlastet und flexibel an die Wünsche des Unternehmens angepasst wird.
Nun haben Sie ja schon viele Systeme und Komponenten entwickelt, die ihre Roboteranlagen mit Leben füllen. Was ist die neueste Innovation, die das roTeg-Team hervorgebracht hat?
Bei uns werden verschiedene Themen parallel entwickelt. Gerade arbeiten wir zum Beispiel an der neuen Steuerungsgeneration. Die wird dann noch leistungsfähiger, als das bisherige PARO-Control. Bei den mechanischen Innovationen sind ganz frisch dabei das multifunktionale Leerpalettenmagazin oder der lasergesteuerte Verfahrwagen. Und natürlich entwickeln wir auch immer wieder neue Produktgreifer, momentan beispielsweise hauptsächlich Multifunktionsgreifer.
Wie viele Mitarbeiter gehören eigentlich zum roTeg-Team?
Wir haben 45 festangestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und zurzeit acht Auszubildende. Aufgrund der Nähe zur Universität beschäftigen wir zudem studentische Hilfskräfte, Diplomanden und bieten auch Schülerpraktikantenplätze an.
Ihre Robotersysteme palettieren nicht nur in deutschen Unternehmen. Auch europa- und sogar weltweit ist der PARO im Einsatz. Wie sehen Ihre Zukunftspläne bezüglich internationaler Märkte aus?
Unser Schwerpunkt liegt nach wie vor auf dem deutschen Markt, auch durch unseren Standort in Dortmund. Im europäischen Ausland haben wir bereits durch eigene Vertriebstätigkeit expandiert, etwa in Frankreich und den Niederlanden. Ansonsten arbeiten wir viel mit Handelspartnern im Ausland zusammen. Diese übernehmen beispielswiese in Übersee auch die Kundenbetreuung. Diese Kooperationen wollen wir in Zukunft weiter ausbauen.
Wenn Sie noch einmal ein Unternehmen gründen sollten, was für eines wäre das?
Meine Leidenschaft liegt im Ingenieurwesen. Deshalb würde die Entwicklung von Maschinen wieder im Fokus stehen. Interessante Entwicklungsaufgaben gibt es in allen Industriezweigen unseres Landes.
Das neue Jahr ist noch frisch. Trotzdem haben Sie bereits einen weiteren Meilenstein erreicht: den Verkauf der 300. Roboteranlage. Außerdem steht ihr 25-jähriges Firmenjubiläum an. Was sind Ihre Ziele für 2018?
Vor allem wollen wir dieses Jahr unsere Produktionsfläche verdoppeln. Die Auftragslage ist gut und so können wir noch leistungsfähiger sein. Außerdem soll die Produktionsstruktur optimiert werden. Unsere Idee dafür sind unter anderem Fertigungsinseln für Baugruppen. Unsere Fahrzeugflotte haben wir bereits Anfang des Jahres erweitert, um auch den Kundenservice weiter zu verbessern.
Ein kleiner Ausblick: Wo sehen Sie roTeg in zehn Jahren?
Neben der anstehenden Expansion und natürlich der Verfestigung eines stabilen Marktanteils werden wir weitere Entwicklungen vorantreiben. Aber für eine sichere Zukunft sind natürlich Innovationskraft, Qualifikation und Nachwuchs an Führungskräften ebenso wichtig wie die Marktstärke. Auch in diesen Bereichen streben wir also Wachstum und Stabilität an. Die Abteilung F&E wird erweitert und arbeitet an den neuen Produkten für die Märkte von morgen. Und auch die digitale Vernetzung und die künstliche Intelligenz unserer Steuerung sind ein großes Thema. Neue Versionen werden bereits in Prototypen getestet.
Eine letzte Frage, Herr Dr. Graefenstein. „Alles aus einer Hand“ – das ist das roTeg-Motto. Warum haben Sie es gewählt?
Bei uns arbeiten alle Abteilungen unter einem Dach. Dadurch ist auch Fachwissen aus allen Themengebieten vorhanden: Konstruktion, IT, Produktion, Elektro. Die kurzen Informationswege erlauben uns schnelle Reaktionen und kurzfristig können mechanische Bauteile selbst hergestellt werden. „Alles aus einer Hand“ zeigt also unsere Unabhängigkeit und die Kompetenz als Ansprechpartner für das gesamte Projekt.